Futures Lounge #38: Resilienz als Antwort auf die Verletzlichkeit der Welt?
Die Welt ist in Aufruhr, zumindest die westliche. Krisenphänomene reihen sich aneinander und kulminieren in der Polykrise. Während immer engmaschigere technische Infrastrukturen unser Dasein prägen und die Ko-Evolution von Mensch und Maschine weiter voranschreitet, wächst die Verletzlichkeit unserer Lebenswelten. Was, wenn die Verbindung unterbrochen wird, es kein Funkloch, sondern eine Havarie oder ein Anschlag war? Wie nah uns solche Erfahrungen kommen, haben drastisch die Corona-Pandemie, das Ahrtal-Hochwasser oder der russische Angriffskrieg gezeigt. Ausgehverbote, Zusammenbruch der technisch-sozialen Infrastrukturen, explodierende Energiepreise und Inflation haben unsere gesellschaftliche Verletzlichkeit demonstriert. Sie haben aber auch gezeigt, dass spontane Selbsthilfe möglich ist und koordiniertes staatliches Handeln die Auswirkungen eindämmen kann. Anders ausgedrückt, zeigen diese Reaktionen, was inhaltlich mit dem Begriff der Resilienz verbunden wird.
Resilienz wird als Fähigkeit eines Systems verstanden, die Auswirkungen einer Krise rechtzeitig zu erkennen, schädliche Effekte abzumildern, sich darauf einzustellen und davon zu erholen. Der Begriff zielt auf systemische Risiken und hat den letzten Jahren nahtlos Eingang in politische Programme (Resilienz-Strategie der Bundesregierung), unternehmerische Strategien (Reorganisation von Wertschöpfungsketten) oder gesellschaftliche Ansätze (Städtenetzwerke zur Klimaanpassung) gefunden.
Der Resilienz-Ansatz hat den Risikobegriff erweitert, der eher konkrete Gefahren im Blick hat. Er ergänzt die langfristigen sozial-ökologischen Zielsetzungen einer nachhaltigen Entwicklung. Die „Transformative Resilienz“ gilt dabei als komplexeste Stufe der Resilienz. Sie vereint die Widerstands-, Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit von Systemen und macht sie so robust und lernfähig. Ist also Resilienz der Rettungsanker in einer krisenhaften Welt?
- Wie ist der Stand gesellschaftlicher Resilienz in Deutschland?
- Dominiert eher technische Lösungskompetenz?
- Benötigt die Freisetzung von Resilienz staatliche Planung und Koordination?
- Wie entspricht ein lernfähiges System der angestrebten Transformation und bleibt dabei sozial verankert?
- Können auch robuste Systeme in Reaktion auf Krisen kippen?
- Oder ist Resilienz ein notwendiger, aber doch auch kein hinreichender Ansatz der Verletzlichkeit der Welt zu entkommen?
Fragen, denen wir in der 38. Futures Lounge nachgegangen sind.
Unser Gast:
- Prof. Dr. Lars Gerhold, TU Braunschweig, Leiter Forschungsforum Öffentliche Sicherheit
(Der ursprünglich geplante zweite Referent Prof. Dr. Stephan Rammler musste krankheitsbedingt leider absagen.)
Moderation:
- Anja Mutschler, Mutschler & Friends / 20 blue
- Klaus Burmeister, Vorstand bei D2030